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DIE ILLUSION DES FREIEN WILLENS


Wir alle sind sehr stolz auf unseren „Freien Willen“, wir alle wollen, dass er von niemandem umgangen wird. Wir legen größten Wert darauf, dass alle unsere Entscheidungen aus freiem Willen getroffen wurden und sind unglaublich dankbar dafür, in einem Land zu leben, in dem jedem Menschen der freie Wille zugestanden wird, oder? Aber wie frei sind wir wirklich? Sind unsere Entscheidungen wirklich aus freiem Willen getroffen worden, oder ist dieses Wort nicht vielmehr eine Illusion, die uns vortäuschen soll, wir hätten eine Wahl? Wann haben wir denn zum letzten Mal das gemacht, was wir wollten, ohne zu denken, was für Konsequenzen, Meinungen und Möglichkeiten sich daraus ergeben. Wann haben wir das letzte Mal in unserem Lieblingscafé spontan angefangen zu tanzen, nur weil uns der Song gefallen hat, der gerade im Radio lief. Wann haben wir zum letzten Mal unserem ätzenden Chef einfach die Kündigung in die Hand gedrückt, ohne bereits die Sicherheit einer neuen Arbeitsstelle im Rücken zu haben? Oder wann haben wir zum letzten Mal jemanden spontan geküsst, ohne uns zu sorgen, ob unser Kuss erwidert wird?

Ist es nicht viel mehr so, dass wir diese Dinge zwar gerne tun würden, aber unser „freier Geist“ gefangen ist in einem Konstrukt aus finanziellen und zwischenmenschlichen Abhängigkeiten, eingesperrt von anerzogenen Regeln und Verhaltensweisen und versklavt von einem gesellschaftlichen System, das für individuellen Ausdruck nur wenig Möglichkeiten bietet?

Wir alle handeln viel mehr nach dem, was von uns erwartet wird, als nach dem was unser Innerstes von uns erwartet, und wundern uns dann, warum wir oftmals so unglücklich sind? Ich nehme mich davon auf keinen Fall aus, vielmehr ist dies eine Erkenntnis, die ich für mich selbst gewonnen habe und auch in meinem Leben feststelle. Der niedere Verstand, das mentale Konstrukt hält uns alle gefangen in einem Berg voll von Regeln. Er rechnet das, was wir sind und was wir wollen auf den Bruchteil herunter den er für vertretbar hält, um noch ins System zu passen. Und wen wundert es da, dass sich irgendwann die Seele meldet und verzweifelt nach Befreiung schreit, ja, ihren rechtmäßigen Platz und eine Entfaltungsmöglichkeit einfordert. Wer wirklich frei seinen Willen äußert, wird auffallen, wachrütteln und polarisieren. Vielleicht ist das der Grund, warum wir so viel Angst davor haben, unserem Willen Ausdruck zu verleihen. Weil man versucht hat uns weiszumachen, wenn man anderes ist, wäre man ganz allein, und allein sein das wollen wir alle nicht. Lieber schwimmen wir in den sicheren Gewässern der Massen und opfern dafür unser Seelenheil. Aber in Wahrheit ist keiner von uns der sich traut seinen Seelenweg zu gehen und seine Träume zu leben alleine, vielleicht sind wir Vorreiter, aber wir bahnen einen Weg, auf dem man uns gerne folgen wird. Ja, wir haben einen freien Willen, aber einfordern und ihm Ausdruck verleihen müssen wir ihm selbst. Es erfordert Mut und Vertrauen, die eigene innere Stimme wieder lauter zu stellen als die Mainstream-Ansicht, der eigenen Seele wieder Raum zur Entfaltung zu schenken. Aber nur wer an Grenzen geht, kann sie überwinden und die engen Fesseln, in denen wir uns momentan bewegen aufbrechen. Der richtige Weg ist selten einfach, aber immer wert gegangen zu werden!



Kapitelauszug: Seelenpartner - wenn Liebe alle Grenzen sprengt




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